Hallo zusammen,
nachdem wir euch im letzten Blog die historische Altstadt bei einem Rundgang schmackhaft
gemacht haben, wollen wir nun einmal die „Mutter“ der Hattinger Feste beleuchten – das Altstadtfest.
Immerhin steht es nach zwei Jahren Coronapause wieder vor der Tür und wird vom 19. bis 21. August in der Altstadt stattfinden. Das wird dann das 46. Fest sein, bei dem vor allem die Live-Musik mit vielen unterschiedlichen Facetten wieder im Mittelpunkt steht.
Doch wisst ihr eigentlich, wie alles angefangen hat?
Voraussetzung für das Altstadtfest war nämlich das Entstehen der Fußgängerzone. Parkende und fahrende Fahrzeuge beherrschten bis Ende der sechziger Jahre/Anfang der siebziger Jahre das Bild nicht nur in der Hattinger Innenstadt. Die Straßenbahn fuhr über die Heggerstraße – vom Fußgängerparadies Innenstadt war man noch weit entfernt. Zum Feiern brauchte man aber eine Innenstadt ohne Fahrzeuge. 1964 machte man sich die ersten Gedanken über den Erhalt der Altstadt. Neben Stadtdirektor Hans-Jürgen Augstein und Prof. Martin Einsele „rettete“ die Hattinger Altstadt auch Lothar Gries, der damalige Baudezernent, der damals der Meinung war: „Hattingen darf nicht abgerissen werden.“ Das war damals nämlich schwer in Mode, die alte Bausubstanz der Fachwerkhäuser dem Erdboden gleich zu machen und Neues entstehen zu lassen. Die Altstadt war damals nicht wirklich ein schmuckes Pflaster, sondern eher eine ziemlich heruntergekommene und marode Bauansammlung alter Gemäuer. Wer etwas auf sich hielt, der wohnte überall in Hattingen, aber nicht in der Altstadt.
Das hat sich geändert. Und manch einer, der heute durch die schmalen verwinkelten Gassen schlendert, wird das kaum glauben können. Die kommunale Neuordnung Anfang der 70er Jahre brachte den Entscheidungsträgern den Gedanken näher, Hattingen zu einem Mittelzentrum auszubauen und die Altstadt leer zu ziehen, damit sie umfassend saniert werden konnte. Hattingen wurde Modellstadt für eine Altstadtsanierung. Hier wurden nicht nur Architekten und Städteplaner dazu herangezogen, sondern auch Verkehrsplaner, Soziologen und andere Disziplinen. Sie machten aus der Altstadt das schmucke Fachwerkensemble der 150 Fachwerkhäuser, wie wir es heute kennen. Die Altstadt wurde verkehrsfrei, der Verkehr durch Martin-Luther-Straße, August-Bebel-Straße, Schulstraße und Augustastraße aus der Altstadt herausgehalten. Dazu gehörte ausreichend Parkfläche in den Randzonen und Hattingen bekam neben Frankfurt am Main die erste Fußgängerzone Deutschlands!
Durch die Investitionen der Stadt wurden auch Privatleute animiert, Initiative bei den Altstadthäusern zu ergreifen, die sich heute so schmuck präsentieren. Mit den Alleinstellungsmerkmalen der sanierten Altstadt und der Fußgängerzone waren beste Voraussetzungen für ein Fest gesetzt: das Altstadtfest konnte kommen. Im Juli 1975 war es soweit. Das erste Altstadtfest sollte ein Bürgerfest werden. Der Auftakt war regnerisch, aber die Hattinger und Hattingerinnen nahmen das Fest an. Viele multikulturelle Gruppen mit Folklore und Tanz gehörten von Anfang an dazu. Zum ersten Fest kamen 25.000 Besucher, zehn Jahre Später waren es 800 Mitwirkende und über 120.000 Besucher. Es gab erstmals überdachte Bühnen und 1984 sogar einen eigenen Poststempel. Auch der Kampf um den Erhalt der Henrichshütte Ende der achtziger Jahre – das Ende der Hattinger Stahlindustrie und die Sorge um eine sterbende Stadt – konnte das Altstadtfest nicht stoppen. Trotz aller Sorgen – das Altstadtfest zeigte: Die Stadt lebt.
Die WR berichtete 1988: „Massenansturm zwingt zum Nachdenken über die Sicherheit.“ 150.000 Besucher waren gekommen. Heiß diskutierte Themen waren schon damals die Müllvermeidung. Pappbecher und Einweggeschirr wurden 1991 verbannt. Die Kommerzialisierung und die steigenden Kosten waren es auch, die den beliebten mittelalterlichen Markt auf dem Kirchplatz schließlich ins Aus schossen. Die Plakate der Altstadtfeste bekamen im Laufe der Jahre Kultcharakter und wurden zu Sammlerobjekten. Viele von ihnen entstanden aus viel beachteten Wettbewerben heraus. Die Finanzen wurden zunehmend ein Politikum. In den 90er Jahren reduzierte die Stadt die Zuschüsse. 1997 kostete das Fest 160.000 DM und schloss mit einem Minus von weiteren 15.000 DM ab. Sponsoren wurden gewonnen und versuchten, das beliebte Fest zu erhalten. 2002 wurde aus Rock an der Stadtmauer nun „Rock am Bunker“.
2004 wurde erneut darüber diskutiert, ob sich Hattingen ein Altstadtfest überhaupt noch leisten könne. Und das vor dem Hintergrund, dass im jahreszeitlichen Kalender andere Events wie Frühlings- und Herbstmarkt sowie der Weihnachtsmarkt zunehmend zum Publikumsmagneten wurden.
2011 übernimmt Hattingen Marketing das Altstadtfest – neben den Organisationen der anderen Feste zum Frühling und Herbst und vor allem dem Weihnachtsmarkt. 2019 kamen bei bestem Wetter etwa 40.000 Besucher. Die Feste im jahreszeitlichen Kalender sorgen für eine gut gefüllte Innenstadt, lassen aber auch eine Verteilung der Besucher zu. Eine Rolle spielen dürfte sicherlich auch, dass – zumindest vor der Corona-Pandemie – die Nachbarstädte ebenfalls viele Feste bieten.
Jetzt freuen wir uns alle auf ein entspanntes Altstadtfest 2022 – nach zwei Jahren Coronapause. Mehr zum aktuellen Fest verraten wir euch in einem der nächsten Blogs.
Liebe Grüße wünschen euch Sandra und Anja
Und denkt daran: Wenn Ihr keine weiten Urlaubsziele habt – Hattingen hat viel zu bieten! Besucht uns in der Tourist Info am Haldenplatz und stöbert durch unsere Broschüren. Oder blättert durch unsere Homepage!