Hattingen ist eine ziemlich alte Stadt und hat schon 626 Jahre auf dem Buckel. Klar, dass man die Stadt damals vor allerlei Gesindel schützen musste. Deshalb hat man eine Stadtmauer errichtet und fünf Stadttore. Durch die musste jeder, der rein oder raus wollte. Die alten Mauern und Tore gibt es heute nicht mehr, aber dafür wurden die Stadttore durch ein Kunstprojekt nachgebildet. Bruchtor, Weiltor, Heggertor, Holschentor und Steinhagentor gehören heute zum absoluten MUSS für jeden Touristen. Na ja, die Hattinger laufen ja sowieso immer dadurch. Wisst ihr aber was zu den Toren?
Das mit der Kunst und den Stadttoren begann 1993. Damals gab es Alten Rathaus eine Ausstellung des tschechischen Künstlers Jan Koblasa. Vor dem Alten Rathaus stand eine tonnenschwere Skulptur – drei Meter hoch. Der steinerne Koloss war der „Wächter“ und viele dachten, nach der Ausstellung würde das umstrittene Objekt einfach wieder verschwinden. Doch es sollte anders kommen. Der „Wächter“ wurde das erste künstlerische Stadttor und zog 1996 zum 600jährigen Stadtjubiläum auf die Heggerstraße um – an die Stelle der „heggerpfortte“. Während Kinder es liebten, durch den Wächter hindurchzulaufen, fanden manche Erwachsene das Tor… na ja.
Über Kunst lässt sich eben trefflich streiten. Verschwendung von Steuergeldern war das aber nicht, denn die damals 30.000 DM wurden von der Sparkassenstiftung für Kunst, Kultur und Denkmalpflege übernommen. Im Moment kann man übrigens nur den Standort ansehen, der Wächter selbst wacht nicht mehr. Im April 2021 fiel er einem heimtückischen Anschlag zum Opfer. Ein Lkw stieß ihn beim Rangieren schlicht um. Jetzt soll der Wächter in Kopie nachgebildet und wieder aufgebaut werden. Im Sommer soll der Wächter wieder wachen – ein Schüler des verstorbenen Künstlers wird die Kopie erarbeiten. Der Steuerzahler muss auch diesmal nicht ran – denn die Kosten werden von der Versicherung übernommen. Sollen bis zu 50.000 Euro sein.
Es gibt aber noch vier weitere Stadttore. 1999 gab es einen Wettbewerb, wer denn nun wo sich mit seiner Kunst verewigen darf und ein Stadttor abbilden soll. Zweites Tor wurde das Steinhagentor vom Künstler Voré. Es steht an der Ecke Martin-Luther-Straße und Schulstraße.
Durch dieses Tor kamen vor allem die Bauern in die Stadt und wenn sie dort ihre Waren verkaufen wollten, tja, dann mussten sie Zoll bezahlen. Wer beim Schmuggeln erwischt wurde, kam an den Bußbaum. Das war so eine Art Pranger und an dem wurde man angekettet. Absolut nicht gut. Dann doch lieber den Zoll zahlen.
Bis das Steinhagentor als künstlerische Nachbildung vom Steinhagentor an Ort und Stelle stand, das dauerte. Die Fördergelder kamen nicht pünktlich und ein Schnäppchen war das Tor schließlich auch nicht. 140.000 DM bzw. Rund 70.000 Euro hat’s gekostet. Sparkassen-Stiftung und die Hattinger Wohnstätten zahlten den Batzen.
Und was steht da jetzt nun? Also so Stahlträger und eine Menschengruppe, die diskutiert. Diskutiert wurde überhaupt ziemlich viel, denn der ein oder andere fand, die rostigen Stahlträger würden eher den Blick in die Altstadt verbauen und seien einfach schäbbig. Befürworter sahen darin etwas Schützendes und fanden, das passe prima zur Funktion des Tores und zur Geschichte vom Stahlstandort Hattingen. Bei der Einweihung 2003 waren die Bürger übrigens gar nicht dabei – sie liefen am Festakt quasi vorbei. So steht’s geschrieben. Übersehen können Besucher das Tor jedenfalls heute nicht. Sieben Meter breit und zwei Tonnen schwer, das ist schon ein Brocken.
2010 kamen dann gleich mit dem Holschentor und dem Bruchtor zwei weitere Stadttore dazu und 2015 wurde mit dem Weiltor das letzte der Tore umgesetzt.
Aber jetzt ist erstmal genug mit Geschichte – über die drei anderen Tore erzähle ich euch beim nächsten Mal.
Wenn ihr es aber nicht abwarten könnt – also es gibt natürlich bei Hattingen Marketing einen Flyer zu den Toren. Denn findet ihr auch online. Schaut mal HIER. Ist zum Downloaden!
Die Tore werden euch natürlich auch bei der Stadtführung gezeigt. Eine Offene Führung gibt es immer samstags um 15 Uhr am Alten Rathaus. Erwachsene zahlen 7 Euro, Kinder bis 14 Jahre nehmen kostenfrei teil. Gruppen können Stadtführungen buchen: maximal 25 Personen sind dann eine Stunde in der Altstadt unterwegs. Kosten 60 Euro. Einfach mal bei Hattingen Marketing nachfragen.
Viel Spaß beim Spaziergang wünschen euch Sandra und Anja!